Sprache transportiert Klischees

Stellenanzeigen sind immer noch einer der Hauptwege, durch die BewerberInnen und Unternehmen miteinander in Kontakt treten. Doch damit sich Frauen und Männer gleichermaßen angesprochen fühlen und auf eine Anzeige reagieren, müssen Unternehmen einiges beachten, denn Männer und Frauen reagieren unterschiedlich auf das, was sie in Stellenanzeigen lesen.

In unserer alltäglichen Sprache nutzen wir unbewusst Worte, die subtil mit einem Geschlecht in Verbindung stehen. Manachmal reicht ein einzelnes Wort, um bestimmte Bilder in unseren Köpfen zu aktivieren oder Gefühle zu erzeugen.

Unsere Gesellschaft ist nach wie vor sehr rollenstereotyp geprägt. Darum gibt es entsprechende Annahmen und Erwartungen, wie sich Männer und Frauen verhalten oder auch nicht verhalten (sollen).
Frauen werden nicht nur als kommunal beschrieben, sondern es wird auch von ihnen ‚erwartet‘, dass sie sich kommunal verhalten. Entsprechend wird von Männern eher ein agentisches Verhalten ‚erwartet‘. Doch was bedeutet das?

Agentische Eigenschaften und Verhaltensweisen, wie zum Beispiel ambitioniert, durchsetzungsstark und wettbewerbsorientiert, werden im Allgemeinen eher Männern als Frauen zugeschrieben und sind damit vorrangig stereotyp männlich – ebenso wie Formulierungen, die hiermit in Verbindung stehen.
Kommunale Eigenschaften und Verhaltensweisen, wie zum Beispiel unterstützend, fürsorglich und verantwortungsbewusst, werden hingegen eher Frauen als Männern zugeschrieben und sind damit vorrangig stereotyp weiblich – wiederum ebenso wie entspre-chende Formulierungen.

In Stellenanzeigen können Worte, die implizit mit einem Geschlecht assoziiert werden, große Auswirkungen darauf haben, ob sich Frauen bewerben oder nicht. Studien der TU München haben herausgefunden, dass insbesondere Stellenanzeigen für Führungspositionen viele agentische Begriffe enthalten. Frauen bewerben sich allerdings eher für Karrieremöglichkeiten, wenn diese viele kommunale Begriffe enthalten. Der Grund dafür ist nicht etwa, dass sie sich Stellen, die mit agentischen Worten ausgeschrieben werden, nicht zutrauen. Der Grund ist eher, dass sie sich zu Stellen, die mit kommunalen Worten ausgeschrieben werden, mehr zugehörig fühlen, also eine größere Passung zu diesem Unternehmen wahrnehmen.

Auf die Bewerbungsabsicht von Männern hat die Formulierung der Stellenanzeigen interessanterweise keinen Einfluss.
Bevor man also überhaupt eine Stellenanzeige gestaltet, ist es wichtig sich zu überlegen, wen man tatsächlich sucht. Welche Eigenschaften oder Fähigkeiten sollte die Person haben, um auf dieser Stelle erfolgreich zu sein? Diese Eigenschaften und Fähigkeiten erwähnt man dann auch in der Stellenanzeige – bestenfalls in einer Kombination aus agentischen und kommunalen Begriffen.
Die Stellenanzeige sollte außerdem möglichst viele spezifische Informationen über die Stelle und das Unternehmen aufweisen, sowie gra-fisch möglichst übersichtlich gestaltet sein, sodass Personen schon beim Überfliegen der Anzeige die wichtigsten Punkte verarbeiten können (d.h. z.B. Stichpunkte statt Fließtext).

Problemfeld Formulierung: 3 Tipps

  1. Auf Basis der Forschungsergebnisse empfehlen wir, mehr kommunale Worte in Stellenanzeigen zu verwenden. Auch wenn Sie denken, dass man für die ausgeschriebene Stelle vorrangig agentische Eigenschaften benötigt, sind häufig auch kommunale Eigenschaften erfolgsversprechend.
  2. Bilder, die beide Geschlechter zeigen, tragen dazu bei, dass sich Frauen eher auf Stellen bewerben, als wenn nur Männer abgebildet sind. Unternehmen sollten also auf eine Geschlechtersensibilität in Wort und Bild achten.
  3. Auch die Verwendung des generischen Maskulins Koch (m/w/d) statt Koch/Köchin führt zu geringerer Bewerbungsabsicht bei Frauen.